3,5 Milliarden Dollar sind heute an Bord, sagt die Kanalbehörde.

Werte, die erst in den Dünen des Suez-Kanals feststeckten und jetzt in einer der nächsten Bucht ankern. Das Schiff wird erst freigegeben, wenn der Claim geregelt ist. Die Waren-Werte an Bord der „Ever Given“ beflügeln die Summe der Schäden.  Eine Milliarde steht im Raum. Rund 50.000 $ pro Container, wenn 20.000 Stück davon an Bord sind.  Für die betroffenen Lieferketten ist das der nächste unfreiwillige Lockdown. Der trifft die wahren Werte der Menschen, die damit arbeiten (wollten). Unsere Sendungen, die wir Internet bestellt haben. Die Maschinenteile, mit denen unsere neuen Autos gebaut werden. Vieles was im Homeoffice vor uns steht, ist durch den Suezkanal gefahren. Verfolgt mal gedanklich Eure Lieferketten! Wie schafft Ihr mehr Transparenz?

Nach dem ursprünglichen Fahrplan befährt die „Ever-Given“ dieser Tage um den 10. April die Elbe. Sie passiert die Stelle, an der das obige Foto entstanden ist. Kurz vor Hamburg steckte 2016 ein anderer Frachter im Schlick fest. Mehrere Tage gab es am Deich einen Besucheransturm. Wäre das Schiff so wie im Suezkanal steckengeblieben, konnte es hier durchaus aufgrund der Strömung und Tidenhubs in der Elbe auseinanderbrechen. Das wäre der Super-GAU gewesen und dass nicht nur für den Hamburger Hafen. Die Angst fährt somit immer mit.

Ein Jahr später sah man Kinder an der Bugnase eines Containerschiffes spielen, ohne dass sie nasse Füße bekamen. Das Schiff blockierte den Hafen von Antwerpen, nach dem es aus dem Ruder gelaufen war und erst knapp vor dem Deich stoppte. Es sind zwar Einzelfälle, die hier praktisch mit den Händen zu greifen sind. Sie stürzen Lieferketten jedoch massenhaft in Turbolenzen. Vielleicht stehen sie stellvertretend für alle unbemerkten Störungen? Wovon jede einzelne zum Super-GAU für Unternehmen werden kann. Man mag wiederum an die Familien denken, die von Asien nach Europa umziehen und in ihrer leeren Wohnung auf ihr Umzugsgut warten.

Frappierend sind  die Zahlen.

Wenn sie stimmen, transportiert jeder Container Waren im Wert von 175.000 Dollar. Bei zehn Tonnen im Schnitt pro Container ergeben sich 17.500 Dollar pro 1000 kg. Verblüffend hohe Geldbeträge, die die Lieferketten bestimmen.  Von den Warenwerten haben die Häfen leider nichts. Sie geraten zwar jetzt in den Blickpunkt, weil sie gehalten sind, die im Stau wartenden Schiffe schnell zu entladen. Ihre Wertschöpfung ist gleichwohl marginal. Wenn man sie mit der Produktion oder Veredelung der Waren vergleicht, die in der Regel woanders stattfindet.  Die Entgelte für das Entladen werden mit rund 250 Euro pro Box beziffert. Unabhängig davon ist, ob der Container mit fünf, zehn oder 25 Tonnen beladen ist. Die für den obigen Vergleich herangezogenen zehn Tonnen pro Container weisen die Häfen in ihren Statistiken selbst aus. Es bleibt allerdings dabei, überraschend wenige Boxen sind gewichtsseitig ausgelastet. Das Volumen der Sendungen zählt.

Die Kenntnis über die Waren, die in den „Boxen“ stecken, sind indes entscheidend für die effektive Steuerung der Lieferketten. Sie beeinflussen unmittelbar die Bestände und damit die Bilanz der Unternehmen, die sie produzieren oder mit ihnen handeln. Bis zu 70 Prozent der Kosten in deren Lieferketten hängen von der Logistik ab. Kostentransparenz und -vermeidung, optimale Prozesse sowie die Qualität logistischer Dienstleistungen sind entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen. Vor diesem Hintergrund steht die gesamtlogistische Betrachtung im Mittelpunkt und somit die Waren und Werte der Lieferketten im Fokus.

In diesem Kontext stellt sich auch die Frage, ob sich die Marktstrukturen im Seeverkehr grundsätzlich und damit auch die Lieferketten ändern. Etwa durch die Entwicklung der Mittelmeerhäfen und/oder durch neue logistische Supergrids, wie die neue Seidenstraße,  die Nord-Ost-Passage oder ganz neue Technologien. Letzteres ist Zukunftsmusik, die erstmal ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen müssen. Im Moment ist das hier und jetzt zu lösen.

Idealerweise ergeben sich daraus Stichpunkte für Gespräche.

Wir haben dafür eine Agenda erstellt, die wir „Lieferketten Check-up  mit  Fokus Container“ nennen. Diese könnt Ihr gerne per Mail anfordern, damit wir sicherstellen, dass das Thema für unser Gespräch relevant ist.

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